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Wahrheit, Widerstand und selbstloses Handeln. M.K. Gandhis Ethik der Gewaltfreiheit

Jürgenmeyer, M.A. Clemens (2017): „Wahrheit, Widerstand und selbstloses Handeln. M.K. Gandhis Ethik der Gewaltfreiheit“, in: Peripherie, 37 (3), 496 – 483 .
peer reviewed
Doi-Nummer: https://doi.org/10.3224/peripherie.v37i3.05
Kurze Beschreibung / Abstract:
Selbst Jahrzehnte nach seinem gewaltsamen Tod am 30. Januar 1948 ist wohl kaum ein anderer Inder weltweit so bekannt und angesehen wie Mahatma Gandhi. Er, dieses dürre Männlein mit Wickeltuch und Wanderstab, gilt allgemein als der furchtlose Kämpfer, der mit den Mitteln des gewaltlosen Widerstands die Unabhängigkeit Indiens von der übermächtigen britischen Kolonialmacht im August 1947 errungen hat. In seinem Heimatland ist er überall präsent, auf Bildern, als Statue auf öffentlichen Plätzen, als Namens- geber vieler Institutionen und natürlich in den Sonntagsreden der Politiker, die nicht müde werden, bei jeder Gelegenheit auf die Größe des Mahatma zu verweisen. Indien hat Gandhi zum Heiligen erhoben, der respektvoll „Father of the Nation“ tituliert wird. Auch außerhalb Indiens weckt Gandhi immer wieder das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Zuletzt in der deutschen Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung der achtziger Jahre wurde Gandhi intensiv diskutiert und von vielen Aktivist*innen als Vorbild für die unter- schiedlichen Formen des gewaltlosen Widerstands gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen und den Ausbau der Atomenergie angesehen. Richard Attenborroughs Film „Gandhi“ kam im Jahr 1983 in die Kinos und füllte die Säle. Natürlich gab und gibt es auch Stimmen, die Gandhi nicht sehr gewogen sind. So schätzte Winston Churchill seinen Zeitgenossen Gandhi ganz und gar nicht. Aufgebracht sowohl über seine äußere Erscheinung als auch über seine zunehmende politische Bedeutung bezeichnete dieser ihn als „auf- wieglerischen Fakir, der halbnackt die Stufen zum Palast des Vizekönigs hinaufsteigt, um dort auf gleicher Ebene Verhandlungen mit dem Vertreter des Königs zu führen“. Dies war zu Beginn des Jahres 1931, als Lord Irwin, Repräsentant der britischen Krone in Indien, und Gandhi direkte Gespräche über die politische Zukunft Indiens aufgenommen hatten. Wer war dieser Mensch, der zweifelsohne die Geschichte des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgestaltet hat und auch heute noch für viele Menschen wohl in erster Linie aufgrund der von ihm repräsentierten Praxis der Gewaltlosigkeit eine bedeutende Persönlichkeit darstellt? Welche Gedanken oder gar welches Denkgebäude verbinden sich mit seinem Namen?
Erscheinungsdatum:
Forschungsbereich: Governance als Aushandlungsprozess
Sprache: Deutsch
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