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Laizität und islamisch-christliches Zusammenleben im Tschad

Förderung: Gerda Henkel Stiftung (Sonderprogramm „Islam, Moderner Nationalstaat und Trans­nationale Bewegungen“)

 

Forschungsfrage
Die Leitfrage des Projekts lautet: Verändert sich die bislang laizistische Republik Tschad in Richtung eines islamischen Staates? Es  soll Religions- und Konfliktforschung verbinden und insbesondere mit einer Untersuchung zur politischen Rolle des Islam im Tschad eine Forschungslücke schließen. Der Tschad gehört zu den Ländern, die in der deutschsprachigen und anglophonen Politikwissenschaft weitgehend vernach­lässigt wurden. Die wenigen Untersuchungen zum Islam im Tschad sind älteren Datums oder auf bestimmte ethnische Gruppen beschränkt. Bedingt durch seine geostrategische Lage und militärische Stärke ist das Land seit 2012 immer mehr in den Blick der Weltöffentlichkeit gelangt.

 

Methoden und Vorgehensweise
Aufbauend auf einer am ABI durchgeführten Studie zum Tschad aus dem Jahre 2004 wurden eine Meinungsbefragung in der Hauptstadt N’Djamena und vier wichtigen weiteren Städten (N = 1857) sowie qualitative Eliten- und Expert*inneninterviews mit religiösen und politischen Führern, Politiker*innen, Journalist*innen, Intellektuellen, Beamt*innen usw. sowie externen Beobachter*innen und Kenner*innen des Landes durchgeführt. Die quantitative Befragung knüpfte an das 2004 erarbeitete und angewandte Instrumentarium an, um bei der Analyse der Ergebnisse zusätzlich einen Zeitvergleich zu ermöglichen. Die Gespräche folgten einem semistrukturierten Interviewleitfaden.

 

Erste Ergebnisse
Die Tschaderinnen und Tschader sind in vielen Einstellungen und Meinungen erstaunlich konsistent geblieben, wenn man die Daten von 2004 und 2015 miteinander vergleicht. In ihrer Mehrheit zeichnen sie sich nicht durch fundamentalreligiöse Einstellungen aus, sondern sind eher moderat und sich darüber bewusst, dass sie in einem Staat mit zwei Religionen leben. Nach den Jahren der Bürgerkriege empfinden sie den erreichten Frieden und das friedliche Zusammenleben als ein hohes Gut. Zum anderen sind sie in Bezug auf Einstellungen zu Demokratie noch demokratischer geworden, als sie es 2014 schon waren. Gleichzeitig ist sichtbar, dass die Schere zwischen Arm und Reich wächst und die Verzweiflung der weniger privilegierten Schichten damit auch.

 

Projektbearbeiter*innen:
Dauer:
2015 – 2018