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Selektive Gewalt, illegale Ökonomie und der Staat in Mexiko

Jenss, Dr. Alke (2020): „Selektive Gewalt, illegale Ökonomie und der Staat in Mexiko“, in: Peters, Prof. Dr. Stefan (Universität Gießen/CAPAZ) (Hg.), Gewalt und Konfliktbearbeitung in Lateinamerika. Baden-Baden: Nomos, 53–70.
Abstract:
In Guerrero, Mexiko, sehen wir einen Mann mit Vollautomatikgewehr im Schatten einer Zeltplane am Tisch sitzen. In einem Artikel der britischen Zeitung The Guardian bezeichnet sich der Mann als Teil der Stratege einer bewaffneten „Selbstverteidigungsgruppe“, die behauptet, sie verfüge über 9.000 Mann. Hundert davon seien zum Töten ausgebildet: “[A] team thatcomes to destroy”. Was nach einem billigen Actionfilm klingt, zeigt einerseits die zersplitterte und schwer durchschaubare Sicherheitslage in Mexi-ko. Andererseits unterstreicht die Selbstpräsentation solcher Gruppen, dasssie nicht notwendigerweise antistaatliche Gewalt ausüben. Der Guardian zitiert den Mann, seine Verbindungen zum Militär seien bestens: “It’s a relationship of tolerance, if not coordination. [...] You don’t mess with us,and we don’t mess with you” (Stevenson 2019). Das gewaltsame Verschwindenlassen von 43 Studierenden aus Ayotzinapa im Jahr 2014 zeigte ähnliche, mindestens lokale und regionale Kooperationen zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Gewalt- und Sicherheitsakteuren. Artikel wie der des Guardian vermitteln, was Soziolog*innen und Politikwissenschaftler*innen Kollusion nennen: Die Transformation von Staatlichkeit geht mit der Verquickung zwischen Staat und Kriminalität einher. Fue el estado („es war der Staat“): Seit 2014 ist das common sense in Mexiko. 2018 belaufen sich die offiziellen Zahlen auf 37.000 gewaltsamVerschwundene seit 2007, als die Offensive des Staates "gegen die Drogen"begann (Secretariado Ejecutivo del Sistema Nacional de Seguridad Pública 2018).
Forschungsbereich: Contested Governance
Language: Deutsch
Full Publication