Dickow, Dr. Helga

Publications



Nach dem Tod des langjährigen Herrschers Idriss Déby Itno hat im Tschad ein Militärrat die Macht übernommen und die Verfassung ausgesetzt – gegen die Hoffnung der Jugend des Landes und mit der Unterstützung Europas, das sich wenig für dessen Demokratie interessiert.

The death of Chadian president Idriss Déby Itno from injuries sustained on the battlefield just days before he was to start his sixth term in office has been met with shock and incredulity. The Chadian military announced immediately that it would form a transition government headed by Déby’s 37-year-old son, Mahamat Idriss Déby Itno, for the next 18 months. Like his father, Mahamat is highly ranked in the military. He is a decorated general.

Chadian President Idriss Déby Itno, who has ruled since 1990, is gearing up to take on his sixth mandate as head of state. Elections are scheduled for 11 April 2021. And the country’s 2018 constitution allows him to stay in office, if elected, until 2033.

Helga Dickow schreibt in den Blättern für deutsche und internationale Politik über die Situation im Tschad, die gekennzeichnet ist durch demokratisch fragwürdige Ereignisse vor den Präsidentschaftswahlen und durch einen militärischen Kampf gegen den islamistischen Terrorismus gemeinsam mit Frankreich, der zu scheitern droht.

Der Sahel gehört weltweit zu den gefährlichsten Konfliktregionen. Die Covid-19-Pandemie wirkt dort wie ein Katalysator auf bestehende Konflikte. Das Aktionsgebiet dschihadistischer Gruppen weitet sich auf die gesamte Region aus. Die Zahl der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge nimmt dramatisch zu. Die innenpolitischen Spannungen verschärfen sich.

Der Himmel hat ihn doch nicht gerettet, auch wenn der langjährige burundische Präsident sich immer auf göttlichen Beistand verlassen hatte: Am 8. Juni starb der erst 55jährige Pierre Nkurunziza völlig überraschend – offiziellen Verlautbarungen zufolge an Herzversagen, aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch an einer Infektion mit dem Coronavirus, das der Präsident für nicht existent hielt. Schon im Mai war seine Frau an Covid-19 erkrankt und überlebte nur dank ihrer Evakuierung nach Kenia.

Abgesehen von Überfällen von Boko Haram im Südwesten des Landes finden im Tschad derzeit keine militärischen Auseinandersetzungen statt. Der seit 1990 regierende Präsident Déby gewann 2016 erneut die Wahlen und unterdrückt jegliche Opposition. Misswirtschaft und sinkende Erdölpreise verstärken Armut und Unzufriedenheit der Bevölkerung.

Seit 2013 versinkt die Zentralafrikanische Republik in Gewalt – mit dramatischen humanitären Folgen. Weder der Regierung unter Präsident Touadéra noch internationalen Vermittlungsbemühungen gelingt es, das Land zu stabilisieren. Mit Ausnahme der Hauptstadt wird das Land weitgehend von Rebellengruppen beherrscht.

Der Tschad ist ein hochkorruptes Land, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Wegen seiner Bedeutung im Kampf gegen islamistische Terroristen aber wird das Regime von Präsident Idriss Déby Itno durch direkte Hilfe Frankreichs und der EU gestützt. Ist Besserung in Sicht?

Mauretanien setzte im vergangenen Jahrzehnt im Kampf gegen religiösen Extremismus nicht allein auf Sicherheitskräfte, sondern auch auf Kooperation mit der Bevölkerung und religiösen Autoritäten. Kann sich das Land während seiner „G5 Sahel“-Präsidentschaft französischer Militärpräsenz und dem Vordringen jihadistischer Kräfte widersetzen?