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DFG-finanzierte Emmy Noether Forschungsgruppe eingerichtet

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  • Nachwuchsforschungsgruppe untersucht das Verhältnis zwischen dem Ausbau von Solarenergie und autoritärer Politik in Nordafrika und Westasien.
  • Im Fokus steht einerseits das Potential des dezentralen Charakters von Solarenergie für demokratische Politik. Andererseits versuchen bestehende Eliten, Solarenergie zur Stabilisierung autoritärer Machtstrukturen zu nutzen.
  • Die vom Emmy Noether-Programm der DFG mit 1,6 Millionen Euro geförderte Nachwuchsgruppe ist am Arnold-Bergstraesser-Institut angesiedelt und wird noch bis 2028 arbeiten.

Viele Länder der MENA-Region (Nahost und Nordafrika) verfolgen ehrgeizige Ziele für eine Energiewende und setzen dabei auch auf Solarenergie. In welchem Verhältnis der Ausbau von Solarenergie zu autoritärer Politik in der Region steht, das untersucht die neu eingerichtete Nachwuchsforschungsgruppe „Erneuerbare Energien, erneuerte Autoritarismen? Die Politische Ökonomie von Solarenergie in der MENA-Region“. Die am Arnold-Bergstraesser-Institut angesiedelte und von Dr. Benjamin Schütze geleitete Nachwuchsgruppe wird vom Emmy Noether-Programm der DFG bis 2028 mit 1,6 Millionen Euro gefördert.

Wie beeinflussen sich autoritäre Politik und die Solarenergiewende gegenseitig?

Bisherige Analysen der politischen Ökonomie der Region konzentrierten sich zumeist auf fossile Energieträger und staatszentrische Ansätze. Autoritarismus in der Region wird häufig mit hohen Öleinnahmen in Verbindung gebracht, die Nationalstaaten zur Verfestigung autoritärer Herrschaft einsetzen könnten. Diesem methodologischen Nationalismus früherer Studien wird die neue Nachwuchsgruppe einen (trans-)regionalen Ansatz entgegensetzen. So will sie untersuchen, wie Akteure diesseits und jenseits des Nationalstaats Solarenergiediskurse und materielle Realitäten mit demokratischer und/oder autoritärer Bedeutung versehen.

Das Hauptaugenmerk des Projekts liegt darauf, wie Politik den Ausbau von Solarenergie in der MENA-Region beeinflusst und wie etablierte autoritäre Praktiken hierdurch neugeformt werden. Während der dezentrale Charakter von Solarenergie prinzipiell eine Möglichkeit für demokratischere und unabhängigere (Energie-)Politik bietet, versuchen transregional vernetzte Eliten konzentrierte Machtstrukturen zu stabilisieren. Bestehende Abhängigkeiten und autoritäre Praktiken werden potentiell gestärkt. Das Projekt untersucht, unter welchen Bedingungen der Ausbau von Solarenergie eine Erneuerung autoritärer Praktiken hinter einer Fassade von Nachhaltigkeit ermöglicht, aber auch wie die Energiewende zu Anfechtung und Zerfall von autoritärer Politik beitragen kann.

Vier Teilprojekte mit nationalen und transnationalen Perspektiven

Die neue Nachwuchsgruppe besteht aus einem Leiter sowie drei Promovierenden, die in ihren Projekten jeweils ein anderes Land beleuchten: Charlotte Müller forscht zur Kommerzialisierung von Solarenergie in Marokko, mit einem besonderen Fokus auf der Rolle internationaler Geldgeber. Elia El-Khazen untersucht im Irak und in Jordanien soziale Protestbewegungen im Kontext von Energiepolitik. Philipp Wagner erforscht, wie der Ausbau von Energieinfrastrukturen zwischen der EU und Tunesien bestehende Hierarchien potentiell verstärkt. Dr. Benjamin Schütze ist der Leiter der Gruppe und derzeit zugleich Fellow der Young Academy for Sustainability Research (YAS) am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Er fokussiert sich in seinem Projekt insbesondere auf transnationale Verknüpfungen der Energieinfrastrukturen in der Region und mit Europa. Zudem wird im Jahr 2024 ein Mercator-Fellow die Nachwuchsgruppe verstärken. Durch die enge Zusammenarbeit der Forschenden und die gemeinsame Auswertung der Ergebnisse will die Forschungsgruppe über nationale Schwerpunkte hinaus eine grenzüberschreitende Perspektive auf die MENA-Region eröffnen.

Arnold-Bergstraesser-Institut

Das Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI) ist in den Bereichen comparative areas studies und transregionale Studien eines der bedeutendsten Forschungsinstitute Deutschlands. Als unabhängige, gemeinnützige Forschungseinrichtung kooperiert das Institut mit der Universität Freiburg. Das Institut wurde 1960 gegründet und geht auf den damaligen Professor für Politikwissenschaften und Soziologie der Universität Freiburg, Arnold Bergstraesser, zurück.

Informationen zu den Ergebnissen des Projekts, zu Veranstaltungen und Publikationen bietet die Webseite der Forschungsgruppe unter www.polecon-solar-mena.org

Für Presseanfragen stehen alle Beteiligten gerne zur Verfügung.

Dr. Benjamin Schütze
benjamin.schuetze [at] abi.uni-freiburg.de (benjamin[dot]schuetze[at]abi[dot]uni-freiburg[dot]de)
Tel: +49 (0)761 888 78 23

Charlotte Müller: charlotte.mueller [at] abi.uni-freiburg.de (charlotte[dot]mueller[at]abi[dot]uni-freiburg[dot]de)

Elia El-Khazen: elia.el.khazen [at] abi.uni-freiburg.de (elia[dot]el[dot]khazen[at]abi[dot]uni-freiburg[dot]de)        

Philipp Wagner: philipp.wagner [at] abi.uni-freiburg.de (philipp[dot]wagner[at]abi[dot]uni-freiburg[dot]de)


 

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