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Provenienzforschung mit Restitutionsperspektive: Forschungsprojekt zum Umgang mit der Alexander Ecker Sammlung

Gruppenbild der Teilnehmenden der DZK-Abschlusskonferenz im April 2023.

Von Mai 2021 bis Ende April 2023 organisierte das ABI unter Leitung von Andreas Mehler und gemeinsam mit der Universität Freiburg das Forschungsprojekt "Provenienzforschung mit Restitutionsperspektive: Forschungsprojekt zum Umgang mit der Alexander Ecker Sammlung".

Am 26. und 27. April 2023 fand die Abschlusskonferenz des Projekts in Freiburg statt, der erste Tag in den Räumlichkeiten des ABI. Anreisen konnten auch Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats, in dem unter anderem Wissenschaftler*innen aus den Herkunftsregionen vertreten waren.
Das Projekt hat Pilotcharakter und mündete in praktische Handlungsanweisungen zum Umgang mit menschlichen Überresten aus kolonialen Kontexten. 

Diese Politikempfehlungen wurden am zweiten Tag der Abschlusskonferenz an die Rektorin der Universität Freiburg, Prof. Dr. Kerstin Krieglstein, und die Vertreterin des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Margret Frenz, übergeben. Die Handlungsempfehlungen sind als PDF verfügbar, auf Englisch, Deutsch und auf Französisch.

Im Nachgang des Projekts schrieben Andreas Mehler und Kokou Azamede gemeinsam über Chancen und Leitwerte für die Aufarbeitung kolonialer Unrechtskontexte und von Restitutionen. Der Artikel ist im Joint Future Blog erschienen: "Restitution als Chance zum Dialog zwischen Zentrum & Peripherie" ?!"

 

Wissenschaftskommunikation:

Angesichts des breiten öffentlichen Interesses an den Debatten um Restitution von Kulturgütern, war es der Forschungsgruppe ein Anliegen, die zentralen Erkenntnisse einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Beauftragt wurde Dr. Balz Andrea Alter. Er entwickelte ein Konzept, das den Versuch wagt, Forschungsergebnisse aus dem Projekt „Provenance Research with a Restitution Perspective“ künstlerisch zu verarbeiten.

Dieses Experiment der Wissenschaftskommunikation basiert auf einem 1,5-stündigen Gespräch zwischen Prof. Wazi Apoh (University of Ghana) und Prof. Andreas Mehler (Universität Freiburg). Der Text spiegelt in Form von Filmbildern die Äußerungen der beiden Experten wider und enthält audiovisuelle Ausschnitte aus den Diskussionen des Beirats sowie Material, das mit Prof. Albert Gouaffo (Universität Dschang) am Institut für Biologische Anthropologie der Universität Freiburg gedreht wurde.

Die Stimmen der beiden Professoren wurden von zwei Schauspielern (Thomas Douglas für Andreas Mehler und Mbene Mbunga Mwambene für Wazi Apoh) nachgestellt und zeigen einige der unerwarteten Ergebnisse des Forschungsprozesses im Austausch mit dem internationalen Beirat auf. Das Video ist auf unserem YouTube Kanal abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=ODoowhhexKQ

 

Zum Hintergrund:

Über mehrere Jahrzehnte seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben europäische Militärs, Wissenschaftler*innen und Kaufleute Kultur- und Alltagsobjekte, aber auch menschliche Überreste aus den damaligen Kolonien in ihre Heimatländer verbracht. So kommt es, dass Schädel, die dem afrikanischen Kontinent zugeordnet werden, in Freiburg  - in der sogenannten Alexander Ecker Sammlung - aufbewahrt werden.

Alexander Ecker (1816-1887), ein Freiburger Anatom, war bis Ende der 1870er Jahre besonders aktiv in der Sammlung von 450 Schädeln, die überwiegend aus archäologischen Grabungen und Forschungsreisen resultieren. Seit dem Jahr 2002 ist die Alexander Ecker Sammlung ein problematischer Teil des Archivs der Universität Freiburg. Die Sammlung beinhaltet auch menschliche Überreste, deren Erwerb und Nutzung aus heutiger Sicht ethisch und wissenschaftlich nicht als vertretbar gelten können; bei anderen ist der Erwerbsverlauf schwer zu rekonstruieren. Diese Fälle zu klären und gegebenenfalls die Repatriierung vorzubereiten, ist Aufgabe eines bei der Deutschen Stiftung Kulturgutverluste eingeworbenen Forschungsprojekts. 

 

Gefördert von

 

Projektbearbeiter*innen:
Dauer:
Mai 2021 bis April 2023