Bedeutung und Verständnis von Zivilgesellschaft unterscheiden sich in je unterschiedlichen historischen, politischen und wissenschaftlichen Kontexten. Auch in Namibia besteht kein klares Selbstverständnis der zivilgesellschaftlichen Gruppen. Das gilt erst recht für wenig sichtbare, oft überraschende Bewegungen, die wenig oder gar nicht formalisiert sind. Internatio¬nal wahrgenommen werden vor allem rechtlich formalisierte und gut organisierte Gruppen, Nicht-Regierungsorganisationen mit einem ausformulierten Zielkatalog und Handlungskonzept, die sich auf demokratische und menschenrechtliche Anliegen, aber auch auf soziale und ökologische Probleme beziehen. Daneben existieren zahlreiche andere soziale Verbände und Aktivitäten, gerade auf lokaler und regionaler Ebene, aber auch in kirchlichen Zusammenhängen oder ethnischen Gruppierungen, die vornehmlich karitative Dienstleistungen anbieten, in ihrer Arbeit und selbstorganisatorischen Wirkungsweise aber durchaus dem zivilgesellschaftlichen Sektor zuzurechnen sind. Ähnliches gilt für kulturelle Zusammenschlüsse, etwa deutsche Schulvereine oder selbstorganisierte Museen.
Das ABI hat im Auftrag des BMZ eine Studie zur Zivilgesellschaft in Namibia angefertigt. Die Forschung hat das breite und sehr vielgestaltige Spektrum zivilgesellschaftlicher Organisationsformen untersucht und den Zusammenhang mit gesellschaftlichen Mobilisierungsprozessen aufgezeigt. So sind Basisbewegungen, die Anfang 2014 deutlichen Protest gegen die Regierungspolitik artikuliert hatten, auch ein Jahr später weiterhin aktiv und äußern sich nun in einer offenkundig nachhaltigeren Kampagne, um die seit der Unabhängigkeit aktuelle Frage der Landreform entschlossener anzugehen.
Ein wesentliches Ergebnis des Projekts betrifft die besondere Lage Namibias als „upper middle income country“ mit extremer sozialer Ungleichheit. Der Bedarf an sozialen Projekten ist nach wie vor gewaltig, doch die externen Ressourcen für solche Arbeit fließen zusehends spärlicher. Hier stellt sich die Frage nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten und damit wesentlich auch die Frage nach der Bereitschaft der wohlhabenden Schichten in Namibia zu einem die Grenzen ihrer kulturellen Zusammenhänge überschreitenden Engagement.
Für das Projekt kooperiert das ABI mit dem Zentrum für Zivilgesellschaftliche Entwicklung der Ev. Hochschule Freiburg. Es wird 2015 mit einer Konferenz in Namibia abgeschlossen werden.
Fördernde Institution: BMZ