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Promises of Democratic Connection? The Politics of Transregional Energy Infrastructure Expansion

Symbolbild Energie Infrastruktur

 

Aktuelle transregionale Energieinfrastrukturprojekte zielen darauf ab, die globale Vernetzung zu erhöhen. Sie zeichnen das Bild von Energieströmen, die von Grenzen scheinbar unbeschnitten sind. Die Politikwissenschaft und die Soziologie tun sich jedoch meist noch immer schwer, transregionale Verflechtungen jenseits der Nationalstaaten zu erfassen. Globale Planungsagenturen sind – in Zusammenarbeit mit Regierungen und internationalen Finanzinstitutionen – zu Schlüsselakteur*innen bei der Umsetzung einer solchen Infrastrukturerweiterung geworden. In rasendem Tempo verändert die globale Errichtung eines komplexen und erneuerten Energieinfrastrukturnetzes – von Wind- und Solarenergieanlagen bis hin zu Verbundnetzen und Übertragungskabeln – die Beziehungen zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden.

Während solche Infrastrukturen zunehmend transregional sind, sowohl in materieller Hinsicht grenzüberschreitender Hardware als auch in Bezug auf die Wiederholung ähnlicher Konzepte auf der ganzen Welt, fehlt es an einem tieferen Verständnis der Beziehung zwischen transregionaler Infrastruktur und dem politischen Handeln der verschiedenen Akteur*innen bei ihrer Planung, Verwaltung und Umsetzung. Infrastruktur-Gesamtkonzepte sehen zunehmend so aus, dass sie den Vorstellungen von Infrastrukturen als Instrumente der Moderne entsprechen, die die Hoffnungen auf "Fortschritt" erfüllen. Solche Projekte stützen sich überwiegend auf globale Qualitätsmessungen, Organisationslogiken der Finanzialisierung und generische Modelle wie „Entwicklungskorridore".

Bemühungen um die Integration verschiedener nationaler Stromnetze in größere (trans-)regionale Verbundsysteme verbinden nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes Regionen neu, sondern streben auch nach sehr ähnlichen sozio-technischen Vorstellungen. Während das koloniale Erbe in Bezug auf Infrastruktur und Fachwissen den infrastrukturellen Ambitionen zugrunde liegt, werden Machtasymmetrien zwischen postkolonialen Staaten und globalen Infrastruktur-Akteur*innen oft als intrinsische Defizite des Globalen Südens betrachtet.

Zwischen 2022 und 2024 erarbeiten Dr. Alke Jenss, Dr. Alessandra Bonci und Dr. Benjamin Schuetze am ABI die Bedeutung und Wirkung von transregionalen Infrastrukturen für eine mögliche demokratische Governance an den verschiedenen Orten, die sie verbinden. Der Verlauf der Forschung wird auf der Projektwebsite dokumentiert.

Ausgehend von zwei transregionalen Energieinfrastrukturprojekten, nämlich dem Versuch, die Stromnetze zwischen Nordafrika und Europa über Unterseekabel zu verbinden (MedGrid), und der Errichtung eines Verbundnetzes zwischen Nord- und Mittelamerika (SIEPAC), stellt dieses Forschungsprojekt folgende Fragen:

  • Auf welche Weise verändern transregionale Infrastrukturprojekte die Möglichkeitsfelder lokalen, nationalen und transnationalen politischen Handelns?
  • Wie wirken sie sich auf demokratische und/oder autoritäre Praktiken des Regierens aus?

 

Das Forschungsprojekt

(1) kombiniert globale Infrastruktur- und Governance-Studien, um das Kontinuum zwischen demokratischen und autoritären Praktiken beim transregionalen Infrastrukturausbau und insbesondere die Rolle globaler Planungsagenturen beim Infrastrukturausbau zu untersuchen. Es ermöglicht ein tieferes Verständnis der politischen Konsequenzen des Infrastrukturausbaus für eine globale Energiewende.

(2) institutionalisiert eine interdisziplinäre Forschungsplattform zu transregionaler Infrastruktur, um disziplinäre und nationalstaatliche Grenzen zu überwinden, die solche Energieinfrastrukturprojekte so deutlich überschreiten.

 

Gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung


 

 

 

 

 

 

 

Foto von Andrey Metelev in Unsplash

 

Projektbearbeiter*innen:
Dauer:
2022 - 2024