Der erhöhte Zustrom Geflüchteter und anderer Migrantinnen und Migranten nach Europa in 2015 hat zu erneuten Bemühungen für eine gemeinsame EU-Afrika-Agenda geführt, die sich mit Herausforderungen der Migration befasst. Zahlreiche Treffen, Veranstaltungen und Gipfel wurden (zumindest teilweise) diesem Zweck gewidmet, wie beispielsweise der Valetta-Gipfel in 2015, der G20-Gipfel in Hamburg 2017 und der EU-Afrika-Gipfel in Abidjan in November 2017. Viele bilaterale, regionale und kontinentale Afro-Europäische Rahmenregelungen und Richtlinien gingen diesen politischen Versammlungen voraus und mit ihnen einher. Dennoch funktioniert die aktuelle Herangehensweise – auch durch die EU-Partnerschaftsabkommen – nicht. Der 2018 MEDAM Assessment Report argumentiert, dass die EU-Länder stärker mit afrikanischen Staaten kooperieren sollten. Die Regierungen dieser Staaten werden eher bereit sein, ihre Staatsbürger*innen nach einem abgelehnten Asylantrag in der EU zurückzunehmen, wenn legale Arbeitsmigration eine realistische Alternative darstellt.
Eine aktive Auseinandersetzung zwischen afrikanischen und europäischen Ländern fehlt jedoch weiterhin. Kritiker*innen beanstanden einerseits die Tendenz, dass die Migrationszusammenarbeit europäische Interessen in den Vordergrund stellt, die Inkohärenz in der EU-Politikgestaltung und die ausgrenzende Art vieler Gipfel und Veranstaltungen. Andererseits werden afrikanische Regierungen für fehlendes Engagement in der Migrationsgovernance kritisiert. Ein wesentliches Problem ist, wie wenig bezüglich der Interessen, Beteiligung und Akteur*innen bekannt ist, wenn es um die Steuerung von Migration geht – einschließlich Auswanderung (reguläre und irreguläre), Einwanderung und den Umgang mit vertriebenen Menschen. Das Projekt „Die Politische Ökonomie der Westafrikanischen Migrationsgovernance“ will die politischen Dimensionen von Migrationsgovernance und die zahlreichen Akteur*innen (einschließlich zivilgesellschaftliche und subnationale) beleuchten.
Dazu untersucht das Projekt wie die Instrumente und Institutionen zur Migrationssteuerung erstellt und implementiert werden, welche Interessen und Akteur*innen einbezogen oder ausgeschlossen sind und welcher gesellschaftliche Diskurs diese Interessen umgibt. Die qualitative Studie konzentriert sich auf vier Fallstudien – Gambia, Niger, Nigeria und Senegal – und basiert auf Feldforschung, einschließlich halbstrukturierter Interviews in den betreffenden Ländern.
Das Projekt ist von Anfang an partizipativ und somit hat eine Veranstaltungsreihe stattgefunden, um unsere Ergebnisse mit lokalen Expert*innen in Abuja, Banjul, Dakar und Niamey zu diskutieren. Darüber hinaus gab es einen Abschlussworkshop, um die Forschungsergebnisse mit Wissenschaftler*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen aus allen vier WAMIG-Ländern vergleichend zu diskutieren. Dies geschieht in Accra in Zusammenarbeit mit dem Centre for Migration Studies.
Das Projekt „Die Politische Ökonomie von Westafrikanischer Migrationsgovernance“ wird durch die Stiftung Mercator finanziert und im Rahmen des Mercator Dialogue on Asylum and Migration (MEDAM) durchgeführt. MEDAM ist ein dreijähriges Forschungs- und Beratungsprojekt, das Herausforderungen identifiziert und Handlungsstrategien zur Asyl- und Migrationspolitik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten erarbeitet.
Description du projet en français
Veröffentlichungen
Leonie Jegen (2023). ‘Migratising’ mobility: Coloniality of knowledge and externally funded migration capacity building projects in Niger, in: Geoforum, 146 (03862).
Franzisca Zanker (2023). A typology of resistance: the ‘hot potato’ of European return in West Africa, Territory, Politics, Governance, online first: 27 April 2023.
Franzisca Zanker und Judith Altrogge (2022). Protective exclusion as a postcolonial strategy: Rethinking deportations and sovereignty in the Gambia, Security Dialogue, 53 (5), pp 475- 493.
Kwaku Arhin-Sam, Amanda Bisong, Leonie Jegen, Harouna Mounkaila und Franzisca Zanker (2022). The (in)formality of mobility in the ECOWAS region: The paradoxes of free movement, South African Journal of International Affairs, 29 (2), pp. 187-205.
Leonie Jegen und Franzisca Zanker (2020). Chapter 4: The political economy of migration governance in West Africa, 2020 MEDAM Assessment Report.
Leonie Jegen (2020). The Political Economy of Migration Governance in Senegal. (résumé en français)
Leonie Jegen (2020). The Political Economy of Migration Governance in Niger.
Kwaku Arhin-Sam (2019). The Political Economy of Migration Governance in Nigeria.
Judith Altrogge und Franzisca Zanker (2019). The Political Economy of Migration Governance in the Gambia.
Franzisca Zanker, Amanda Bisong, Kwaku Arhin-Sam und Leonie Jegen (2020). Free movement in West Africa: Juxtapositions and Divergent Interests, MEDAM Policy Brief 2020/1. (en français)
Franzisca Zanker, Judith Altrogge, Kwaku Arhin-Sam, und Leonie Jegen (2019). Challenges in EU-African Migration Cooperation: West African Perspectives on Forced Return; MEDAM Policy Brief 2019/5. (en français)
Kwaku Arhin-Sam und Franzisca Zanker (2019). Nigeria at a crossroads: The political stakes of migration governance, MEDAM Policy Brief 2019/4.
Leonie Jegen und Franzisca Zanker (2019). European dominance of migration policy in Niger: On a fait les filles avant la mère, MEDAM Policy Brief 2019/3. (en français)
Franzisca Zanker (2024). Outsourcing Asylum to African States? An endeavour destined to fail, Juni 2024, Externalizing Asylum.
Franzisca Zanker und Nemin Abbasi (2023). Tunisia: President's offensive statements targeted black migrants - with widespread fallout, März 2023, The Conversation. (en français)
Franzisca Zanker, Amanda Bisong und Leonie Jegen (2022). Free Movement in West Africa: The culture of mobility still matters despite challenges, August 2022, The Conversation.
Judith Altrogge und Franzisca Zanker (2019). Why return from Europe is causing problems for The Gambia, November 2019, The Conversation.
Leonie Jegen und Franzisca Zanker (2019). Spirited away: The fading importance of resettlement in the emergency transit mechanism in Rwanda, Oktober 2019, ECPDM Guest Blog.
Leonie Jegen und Franzisca Zanker (2019). Op-ed: Libya: Humanitarian Solutions Won't Solve Political Problems, September 2019, European Council on Refugees and Exile (ECRE).
Für mehr Information bitte Franzisca Zanker kontaktieren